con|temporary

« zur Übersicht
english


link:
www.wernergasser.com

23. Juni 2005 - 23. Juli 2005
NOBODY
Werner Gasser (Bolzano|Berlin)

gasser - nobody gasser - nobody gasser - nobody gasser - nobody

Für seine fotografische Serie nobody bat Werner Gasser ihm zumeist unbekannte Menschen, sich mit seiner Kamera zu fotografieren: mit ausgestreckten Armen das Objektiv auf sich zu richten und ein Bild ihrer selbst zu machen. Die Portraitierten entstammen ganz unterschiedlichen Bereichen und Situationen, die ersten Aufnahmen entstanden am CSD 2004 in Berlin, seitdem sind viele dazu gekommen.
Normalerweise sind beim Fotografieren die Blickrichtung der Bildautoren und die der Betrachter im Ausschnitt der daraus resultierenden Fotografien identisch. Fotografien bilden ab, was sich vor dem Auge der Fotografierenden zum Zeitpunkt der Aufnahmen abspielte; in ihnen sehen wir die auf Dauer fixierten Blicke anderer. In der Portraitserie nobody fehlt dieser Blick von außen. Werner Gasser, als Autor der Serie, entschied nicht über gestalterische Details wie Ausschnitt, Blickwinkel oder Haltung. Diese überließ er den Portraitierten, beziehungsweise diese ergaben sich automatisch aus der Aufgabe, sich ohne Hilfsmittel mit der Kamera selbst ins Bild zu setzen.
Es sind jedoch nicht nur die formalen, der Technik und Anatomie geschuldeten, Übereinstimmungen, die diese Serie einen, wie das im Kleinbildnegativ vorgegebene Format, die frontale Aufnahme, den eng begrenzten Bildausschnitt und die vergleichbare Tiefenschärfe, sondern in weiten Teilen auch der Ausdruck in den Gesichtern der abgebildeten Menschen. Ganz entspannt und unverstellt sehen die Frauen und Männer in die Kamera; die meisten von ihnen lächeln. In der Portraitfotografie sind die Portraitierten immer auch entscheidend am Resultat beteiligt ­ denn es sind ihre Blicke in die Kamera, und dadurch aus der Fotografie heraus, ihre Offenheit oder ihre Posen, die die Wirkung eines Bildes maßgeblich bestimmen ­ und doch entsteht das Verhalten gegenüber der Kamera üblicherweise aus dem Dialog mit einem Fotografen.
Bei nobody scheint es, als blickten die Portraitierten in einem Spiegel auf sich selbst. Genauer betrachtet ist dies jedoch ein Spiegel der eigenen Selbstwahrnehmung, da ihnen ein äußeres Korrektiv während des Fotografierens nicht zur Verfügung stand ­ Werner Gasser wandte sich sogar ab, um es beim privaten Blick der Portraitierten zu belassen und um ihnen kein anderes Ziel der Selbstdarstellung zu bieten als das der Kamera. Sie selbst hatten die vollkommene Kontrolle über ihre Gestik zum Zeitpunkt der Aufnahme, sie selbst konnten ihren Augenblick wählen. Für einen kurzen Augenblick verließen sie so das Gefüge ihres Tagesablaufs und damit auch die beständig wirksamen Ansprüche an Präsentation und Repräsentation.

Werner Gasser ist 1969 in Meran (I) geboren. Er studierte in St. Ulrich Gröden, am "Mozarteum" in Salzburg und an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (Meisterklasse Michelangelo Pistoletto). 1998 kam er mit einem Arbeitsstipendium nach New York, 2003/04 nach Berlin. Er lebt und arbeitet in Berlin und Meran.






gasser - nobody gasser - nobody gasser - nobody gasser - nobody

For his photographic series nobody Werner Gasser asked people, who were mostly unknown to him, to take a picture of themselves: to direct the camera with outstretched arms at themselves and to make a self-portrait. The people in this projekt come from a variety of different situations and contexts, the first images were taken on Christopher Street Day 2004 in Berlin, since then many have been added. Normally in photography, the viewing direction of the author at the time of taking the picture and that of the recipient at the time of looking at it are identical. Photographs depict, what was in front of the photographer's eye; in them, we see the permanently fixated views of others. In the portrait series nobody this view from outside is missing. Werner Gasser, as the author of the series, did not decide the image details like frame, viewing angle or posture. He left these to the people portraying themselves, or they evolved from the set task. It is not only the anatomic similarities of people and the way these images were taken, that give them a unifying appearance, but also the people's expressions. They appear very relaxed and open; most of them are smiling. Usually, the behavior towards the camera is the result of a dialogue with the photographer. However, here it appears as if the people portraid were looking at themselves through a mirror, if only the mirror of their own self perception, since an external correctiv was not available - Werner Gasser even turned around to offor no other focus but the camera. They had full control of their gestures at the time the image was taken, they could choose their time. For a short moment, these people thus left the structures of their day and therefore also the constant expectations for presentation and representation.

Werner Gasser was born 1969 in Meran (I). He studied in St. Ulrich Gröden, at the "Mozarteum" in Salzburg and at the Akademie der Bildenden Künste in Vienna (Meisterklasse Michelangelo Pistoletto). 1998 he came with a working scholarship to New York, in 2003/04 to Berlin. He lives and works in Berlin and Meran.

con|temporary 2005 :: Leipziger Straße 55 :: D-10117 Berlin
info@con-temporary.de

www.con-temporary.de
©